Klassifikation von Skoliose
Mithilfe von Klassifikationen kann ein einheitlicher Maßstab geschaffen werden, um beispielsweise Krankheiten zu beurteilen und auf diese Weise vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. Ferner macht es eine Klassifikation möglich, dass jeder die Beurteilung versteht, weil derselbe Maßstab angewendet wird.
Daher sollte eine Klassifikation immer zwei Ansprüchen gerecht werden – Reproduzierbarkeit und Reliabilität.
Reproduzierbarkeit & Reliabilität
Unter Reproduzierbarkeit wird verstanden, dass der Aufbau der Klassifikation gewährleistet, dass jeder Untersucher bei zeitlich unabhängiger erneuter Untersuchung dasselbe Ergebnis erhält, wie bei der ersten Befunderhebung, d.h. die Klassifizierung muss zeitliche Zuverlässigkeit repräsentieren.
Hinter dem Begriff Reliabilität verbirgt sich der Zusammenhang, dass eine Klassifikation gewährleistet, dass der Untersucher bei der Beurteilung der Erkrankung zum selben Ergebnis kommt.
Die Beurteilung von Skoliose bedarf in der Regel immer einer Beurteilung eines Röntgenbilds, wobei vor allem die Qualität von Bedeutung ist. Sollte die Röntgenaufnahme schlecht zentriert sein, ist keine aussagekräftige Beurteilung möglich. Nur mittels korrekter Festlegung der Messpunkte kann der Skoliosewinkel sicher beurteilt werden.
Welche Klassifikation von Skoliose gibt es?
Im Jahr 1905 hat Wilhelm Schulthess eine Klassifikation von Skoliose veröffentlicht, die sich nach der Lokalisation sowie der Form der Wirbelsäulenverkrümmung richtet. Hiernach hat er fünf Typen von Skoliose ermittelt:
(1) Cervikothorakaler Typ: Skoliose tritt im Bereich zwischen Hals-zu Brustwirbelsäule auf
(2) Thorakaler Typ: Skoliose befindet sich im Brustwirbelsäulenbereich
(3) Thorakolumbaler Typ: Skoliose befindet sich im Bereich zwischen Brust-zu Lendenwirbelsäule
(4) Lumbaler Typ: Skoliose tritt in der Lendenwirbelsäule auf
(5) Typ mit primärer Doppelkrümmung vor allem in der der Brust- und Lendenwirbelsäule
Wie genau sieht die Klassifikation von Skoliose nach King aus?
In den nachfolgenden Jahren wurde diese Klassifikation noch weiter überarbeitet, bis sie 1983 als Kingklassifikation der idiopathischen Skoliose etabliert worden ist. In seiner Klassifikation von Skoliose legt King fünf Typen der idiopathischen Skoliose fest, die die nachfolgenden Parameter enthalten und mit denen der Schweregrad von Skoliose ermittelt werden kann:
(A) Ermittlung des Skoliosewinkels per Röntgenaufnahme
(B) Feststellung des Flexibiltätsindexes
Die Typen von Skoliose nach King
Typ 1
Bei diesem Typ liegt eine S-förmige Wirbelsäulenkrümmung vor, wobei die mittlere Linie von der lumbalen sowie thorakalen Verkrümmung überwandert wird. Hierbei ist die lumbale Krümmung in der Regel rigider und auch größer. Der Flexibilitätsindex wiederum fällt negativ aus.
Typ 2
Dieser Typ ist durch eine S-förmige Wirbelsäulenverkrümmung gekennzeichnet, aber die lumbale und thorakale Krümmung passieren beide die Mittellinie, wobei die thorakale viel größer ist.
Typ 3
Hierbei handelt es sich um einen thorakale Wirbelsäulenverkrümmung, wobei die lumbale Krümmung nicht die Mittellinie überquert.
Typ 4
Dieser Typ wird charakterisiert durch eine langgebogene thorakale Wirbelsäulenverkrümmung, wobei der fünfte Lendenwirbel über das Kreuzbein zentriert ist und der vierte Lendenwirbel in Richtung der Verkrümmung gekippt ist.
Typ 5
Bei diesem Typ von Skoliose handelt es sich um eine thorakale Doppelverkrümmung. Hierbei neigt sich der erste Brustwirbel in die Konvexität von der oberen Krümmung.
Welche Nachteile hat die Klassifikation von Skoliose nach King?
Bei der King Klassifikation von Skoliose wird das sagittale Profil bei der Beurteilung nicht berücksichtigt. Ferner ist auch das Auftreten von Skoliose mit zwei oder drei Primärverkrümmungen nicht enthalten.
Dennoch ist die Klassifikation von Skoliose nach King die weitverbreitetste Typologie, um Skoliose zu beurteilen. In einigen anderen Modifikationen wurde diese Klassifikation noch mit weiteren Subtypen versehen.